Passion Hölderlin

D 2003, DigiBeta, 67 min.
Mit Heinz Wismann, Detlef B. Linke, D. E. Sattler, Heinz Holliger, Anke Bennholdt­Thomsen und Walter Schmidinger

Worin besteht überhaupt die Passion, die Menschen heute veranlasst, sich mit Hölderlins Werk lebenslang auseinander zu setzen? Der für ARTE produzierte Dokumentarfilmessay führt tief hinein ins Hölderlinuniversum und zeigt die anhaltende Wirkung und das Echo seiner Dichtung in den verschiedensten Disziplinen. Der Hölderlin-Herausgeber D. E. Sattler entziffert die Handschriften, der Philosoph Heinz Wismann vergleicht das Hölderlin-Lesen mit dem Gleiten eines Segelfliegers, der Hirnforscher Detlef B. Linke untersucht die Zyste in Hölderlins Kopf, der Komponist Heinz Holliger denkt über Hölderlin als Musiker nach. Die Germanistin Anke Bennholdt-Thomsen spricht über die Dreidimensionalität in Hölderlins Dichtung und Walter Schmidinger, der Grandseigneur unter Deutschlands Rezitatoren, liest „Andenken”.

Anthropologen beschreiben solche Erfahrungen. Man wurde zum Adler und flog plötzlich zwischen Felsen und hatte Blick auf ganz unten. Alle archaischen Gesellschaften inszenieren solche Erfahrungs­ rituale, bei denen es wesentlich um Enthemmung geht. In dem Sinne meine ich, Hölderlin ist genau so etwas wie eine Droge, Meskalin. Er erzeugt in einer bereits modern gewordenen Welt plötzlich mit einem ande­ ren Medium, über die Sprache, dieses archaische Erfahrungsri­ tual neu. (Heinz Wismann)