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Schaut Euch diesen Berg an,
einstmals war er Feuer!

D 1991, 60 min, 16mm
Dokumentarfilm über Jean-Marie Straub und Danièle Huillet.
Regie, Schnitt, Buch: Harald Bergmann
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Hölderlin Edition
120,00 €
Der Film ist im Archiv der Hölderlin Edition, Band I „Lyrische Suite /Das untergehende Vaterland“
„Ich glaube, das einzige, was der Künstler tun kann heutzutage – außer Widerstand zu leisten – ist, Dinge zu schaffen, die einfach nicht schädlich sind. Weil 99% der Kulturprodukte schädlich sind. Die sind schädlich, was die Gefühle betrifft, die sind schädlich, was das Sehen betrifft, was das Hören betrifft und was das Bewußtsein betrifft. Richtig schädlich. Tief schädlich. Und das eine Prozent wird immer geringer.
Das Dritte, was der sogenannte Künstler oder Macher tun kann, ist einfach. Wenn er eine Bank zeigt, oder wenn er einen Menschen zeigt, der sich hinsetzt, oder was weiß ich: Dass er das tut, was eigentlich der größte Künstler, Maler, bis jetzt – für mich – der modernen Zeit getan hat. Das ist einer, der war ursprünglich ein Italiener, der ist zufällig aber der größte französische Maler geworden. Man kann sich streiten und mir sagen, der und der … gut: Ich spreche von Paul Cezanne. Der hat immer wieder sich einen Berg angeguckt oder Äpfel oder einen Tisch und hat immer wieder das Gleiche gemalt, und versucht, das, bevor er das gemalt hat, sich anzugucken und weiterhin zu betrachten und immer wieder. Und dann erst versucht…
Und er hat nicht nur das abgebildet und so weiter, er hat gesagt: Schaut Euch diesen Berg an, einstmals war er Feuer!
Und das ist das einzige, was der Künstler tun kann: Eine Bank zu zeigen, dass man sieht: Donnerwetter, da ist eine Bank, das ist eine Fläche, die beruht auf dem Boden, das sind zwei Füße oder Stützen oder Beine, wie man das nennen soll, die Materie ist so, eine Bank ist irgendwie zum Sitzen gedacht – dass man eine Bank neu sieht! Zum erstenmal! Dass man den Eindruck hat: Hier wird eine Bank zum ersten Mal gesehen. Weil, bevor man sie gefilmt hat, hat derjenige, der sie gefilmt hat, sie tatsächlich gesehen. Und um sie zu sehen hat es Monate, Jahre gebraucht. Das ist alles.“
Jean-Marie Straub







